Übers May Bank Holiday Weekend, so heißt Pfingsten hier, hatte ich mir ein Auto gemietet. Und weil es mir in erster Linie um das Fahren auf der falschen Seite ging bin ich der Empfehlung einer Kollegin gefolgt und nach Robin Hood´s Bay gefahren. Das liegt an der Kanalküste und ist ein entzückender kleiner ehemaliger Fischerort, der heute so eine Art Seefahrer Auenland für Touristen ist. Aber wie viele solcher Orte eben nicht ohne Reiz. Selbst bei strömendem Regen. Ein Plätzchen für die Tee Time findet sich immer und außerdem ist Regen ja nur übertrieben feucht Luft und gut für die Haut. Es gab ein kleines Museum mit sehr schön gemachten Geschichten über die Menschen im Ort, z.B. dem Maler, der sein Leben lang Bilder bei der Royal Akademie eingereicht hat aber erst mit 70 ausgestellt wurde.
Was den Fahrstil der Briten angeht, so finde ich ihn weniger aggressiv und in der Summe fährt man langsamer. Die Strassen sind besser ausgeschildert, ich habe das Gefühl, das man eher vorhat dem Autofahrer zu sagen WO er WIE hin soll und nicht wie in Deutschland eine Art illustrierte Straßenverkehrsordnung zu basteln. Schön finde ich, das wenn man auf der M1 nach Norden (In den Norden) will, man der Beschilderung: THE NORTH folgt. Das Fahren auf der anderen Seite erzeugt bei mir immer das Gefühl mit einem Motorrad mit Beiwagen zu fahren. Ansonsten hat es glaube ich keine Sachschäden gegeben.
Heute war ich dann in Llandudno, das zwischen Conwy und Colwyn Bay an der Irischen See liegt. Genau …. in Wales wo man Walisisch spricht. Und es liegt nicht in der Nähe von Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch . Das ist ein viktorianischer Badeort mit einem Pier und einer Tram/Standseilbahn und einem Handpuppen Theater, das 1860 gegründet worden ist. Bestimmt haben die für die pansionierten Handpuppen auch ein Handpuppen Altersheim. Kafpperle, daf Gretel hat mein Gebif geklaut! Da musst du besser aufpassen Krokodil, deshalb hau ich dich jetzt! Daf ift ungerecht! Ich geh zur UN!
Der Kontrast zwischen den walisischen Bergen und den Industrieanlagen auf der anderen Seite der Autobahn an der walisischen Grenze könnte nicht grösser sein. Aber ich finde solche Kontraste machen die Dinge echter.
…jetzt war ich auch mal dort – und zwar in London. Kann ich jetzt mitreden? Begrenzt. Den Regen kann man schließlich auch hier in vollen (U-Bahn)Zügen genießen.
Aber die Beschilderung! Die ist in der Tat sehr speziell. Es fing schon im Flugzeug an: „Please keep this plastic bag away from children. There is danger of suffocation.“ Ein bischen sind die Briten ja doch wie die Amerikaner, auch wenn beide das nicht hören wollen. Aber die Briten sind bei der Wortzahl ein wenig großzügiger und bei der Grammatik ein wenig anspruchsvoller. Warn- und sonstige Hinweise werden doch tatsächlich in ganzen Sätzen auf die Schilder gedruckt. Nicht „Keep away from children. Danger of suffocation.“ Nein! Ganze Sätze! Ich bin sicher, dass das durchschnittliche britische Schild „Betreten verboten“ auch etwas teurer ist als das amerikanische. „No trespassing“ (Am.) heißt auf der großen Insel nämlich eher „Please do not cross the green just now. The soil is recovering from the last tournament.“
Diese barocke Beschilderung zeugt auch davon, dass die Briten offenbar ihrem Bildungssystem zutrauen, dass alle Untertanen das Lesen auf ausreichendem Niveu lernen. Die Amerikaner scheinen an dieser Stelle eher pessimistisch (oder realistisch) und gehen davon aus, dass Schilder so simpel wie möglich formuliert werden sollten, weil nicht alle Bürger diese Fähigkeit ausreichend beherrschen. An der Einwanderung kann das nämlich nicht liegen, die ist in London genau so sichtbar wie in New York.
Und dann gibt es da noch etwas, was wir doch noch ein letztes Mal erleben durften: Sperrstunde um 11 und „Last Call!“ einschließlich Glocke hinter der Theke. Nach 11 wird die Schanklizenz nämlich so teuer, dass viele Pubs das gar nicht mitmachen.
Also, an alle, die auch ganz genau wissen, wie merkwürdig die Engländer sind: Ein paar Sachen stimmen tatsächlich!
Viele Grüße vom Kontinent!